7. Poetikdozentur 2018: She She Pop

7. POETIKDOZENTUR FÜR DRAMATIK – 08.05.2018

S H E  S H E  P O P

Performance-Kollektiv She She Pop mit siebter Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik ausgezeichnet

Nach Rimini Protokoll, Roland Schimmelpfennig, Kathrin Röggla, Albert Ostermaier, Falk Richter und Milo Rau übernimmt das Performance-Kollektiv She She Pop in diesem Jahr die siebte Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik der Universität des Saarlandes. Die Vorträge, die She She Pop in diesem Rahmen hält, sind öffentlich und finden an drei Montagabenden im Mai und Juni 2018 statt. Veranstaltungsorte sind das Saarländische Staatstheater, der Schlosskeller im VHS-Zentrum Saarbrücken und der Festsaal im Rathaus Saarbrücken.

Gegründet 1993 am Gießener Institut für Angewandte Theaterwissenschaft, besteht das seit 1998 in Berlin ansässige Performance-Kollektiv She She Pop aus den sieben Mitgliedern Sebastian Bark, Johanna Freiburg, Fanni Halmburger, Lisa Lucassen, Mieke Matzke, Ilia Papatheodorou und Berit Stumpf. Die Theaterarbeiten des Kollektivs entstehen bewusst außerhalb der hierarchischen Strukturen des Repertoiretheaters, zählen zu den originellsten im Gegenwartstheater und zeichnen sich nicht zuletzt durch die konsequente Selbstverpflichtung gegenüber dem Theater als Experiment und der zentralen Rolle des Publikums als Mitakteur in den theatralen Verhandlungen aus. Seit 2003 ist das Theater HAU Hebbel am Ufer in Berlin kontinuierlicher Kooperationspartner, außerdem entstanden Koproduktionen mit den Münchner Kammerspielen, Kampnagel Hamburg, Forum Freies Theater in Düsseldorf, dem Schauspiel Stuttgart, brut Wien oder dem Theatre de la Ville Paris.

Fast 30 Produktionen hat das Kollektiv bereits erarbeitet. Darin reflektieren sie die in Film-, Fernseh- und Musikindustrie angebotenen Identifikationsmodelle („Trust“ 1998), verwandeln den Theaterraum in ein Tanzparkett („Warum tanzt ihr nicht?“ 2004), blicken zurück auf das Aufwachsen in Ost und West vor dem Fall der Berliner Mauer als Akt subjektiver und kollektiver Geschichtsschreibung („Schubladen“ 2012) oder untersuchen die Macht des Eigentums und die Verwerfungen der Repräsentation in unserer Gegenwart („Oratorium“ 2017). „Testament“ (2010) führt vor der Folie von Shakespeares „König Lear“ auf der Bühne die Performer von She She Pop mit ihren Vätern zusammen und untersucht schmerzhaft und heiter die Komplexität des Erbens, der Hoffnungen und Enttäuschungen, die mit dem „Ausgleich zwischen den Generationen“ (She She Pop) verbunden sind.

Die künstlerischen Entscheidungen werden bei She She Pop im Kollektiv gemeinsam getroffen und stets auf der Bühne mitreflektiert. Die Mitglieder des Kollektivs sind zugleich DramaturInnen, AutorInnen und die Performer in ihren Stücken. Das Einbindung der eigenen Autobiografien ist dabei, wie She She Pop betonen, „vor allem Methode, nicht Zweck der Arbeit“.

Mit She She Pop ehrt die Saarbrücker Poetikdouzentur für Dramatik eine der wichtigsten Stimmen der Performance-Kunst in Deutschland in den vergangenen 25 Jahren. Für „Testament“ wurden She She Pop 2011 zum Berliner Theatertreffen eingeladen und mit dem Friedrich-Luft-Preis (2010) und dem Preis des Goethe-Instituts beim Festival Impulse (2011) ausgezeichnet. Die Hörspielfassung von „Testament“ erhielt den Hörspielpreis der Kriegsblinden (2012). Zu Recht werden She She Pop gelobt für ihre Fähigkeit, vom »Persönlichen ins Universelle vorzudringen« (Der Tagesspiegel), »die großen Daseinsfragen« »ebenso geist- und gefühlvoll, so anrührend und anspielungsreich« (NZZ) auf die Bühne zu bringen.

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Kollektivs setzen sich She She Pop in den Vorträgen der siebten Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik mit Fragen auseinander, die ihre Arbeit von Beginn an begleitet haben: Wie funktioniert die Beziehung zwischen Publikum und Performern? Wie arbeitet man künstlerisch im Kollektiv? Was bedeutet das Eigene im autobiographischen Material?

Bereits im Jahr 2013 waren She She Pop im Rahmen des Festivals Perspectivesim Saarland mit ihrer Produktion „Testament“ zu erleben.

Termine:

Montag, 28. Mai 2018     „Wir sind einige von euch“ – Eröffnungsvortrag, mit Lisa      Lucassen (Mittelfoyer Saarländisches Staatstheater) 

Montag, 11. Juni 2018     „Platzwechsel“ – 2. Vortrag, mit Ilia Papatheodorou (Schlosskeller VHS: 2. Vortrag)

Montag, 18. Juni 2018     „Was man aufs Spiel setzt“ – 3. Vortrag, mit Sebastian Bark (Festsaal, Rathaus Saarbrücken)

Die Vorträge inclusive Videomaterial aus Arbeiten von She She Pop beginnen jeweils um 20 Uhr und dauern rund eine Stunde; anschließend findet eine Diskussion statt. Der Eintritt ist frei. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Parallel findet an der Universität des Saarlandes ein Seminar zum Werk von She She Pop statt, das ein Gespräch zwischen dem Theatermacher und den Studierenden einschließt.