Saarbrücken, 30.01.2014:
Kathrin Röggla mit 3. Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik ausgezeichnet
Nach Rimini Protokoll und Roland Schimmelpfennig übernimmt die österreichische Dramatikerin und Prosaautorin Kathrin Röggla die dritte Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik der Universität des Saarlandes / Drei öffentliche Vorträge im Juni 2014 im Saarländischen Staatstheater und im Saarbrücker Rathaus
1971 in Salzburg geboren, gehört Kathrin Röggla zu den profiliertesten Prosa- und Dramenautorinnen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Die Auszeichnung mit der 3. Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik ehrt eine Autorin, die Literatur als zentrales Mittel begreift, um gesellschaftliche Wirklichkeiten ebenso wie deren mediale Vermittlung zu analysieren und zu hinterfragen. Literatur definiert sie dezidiert als Medium der Gegenwartserkenntnis, als Mittel der Aufklärung und des Widerstandes gegen selbstverständlich scheinende Strukturen einer neoliberal geprägten gesellschaftlichen Realität.
Ob sie in „really ground zero“ (Prosa, 2001) und der Bühnenfassung „fake reports“ (UA 2002) den 11. September und die Grenzen der Zugänglichkeit einer „Wahrheit“ dieses Ereignisses analysiert, ob sie in „wir schlafen nicht“ (Prosa, 2004) die Arbeitswelt der Unternehmensberater vorführt, ob sie in „draußen tobt die dunkelziffer“ (Stück 2005) das gesellschaftliche Problem der Überschuldung für die Bühne aufbereitet oder in „die unvermeidlichen“ (Stück 2011) sowohl die grassierende internationale Klima-/Not-Konferenz-Kultur als auch die Schwierigkeiten internationaler Verständigung am Beispiel der Simultandolmetscher vorführt – immer neu zielen Rögglas Texte auf die Defizite gesellschaftlicher Gegenwart, die sie konsequent vorführen.
Ihre 2013 erschienene Sammlung von Essays und Dramen „besser wäre: keine“ belegt noch einmal eindrücklich, dass hier eine Autorin intellektuell auf der Höhe der Zeit und unter Nutzung aktueller Analysen und Diskurse operiert. Sie stellt sich der Komplexität der gesellschaftlichen Gegenwart und hat in den verschiedenen Medien, in denen sie arbeitet – Prosa, Essay, Film, Hörspiel oder Drama – einen unverwechselbaren Stil entwickelt: Ausgedehnte, gründliche Recherchen bilden die Basis für Sprachkompositionen, die ebenso ironische wie erhellende Analysen der Strukturen der Macht und des hochgradig heiklen Verhältnisses der Sprache zur Macht und ihren Institutionen erarbeiten. Kathrin Rögglas Texte zeigen Strukturen der Macht, der Ausbeutung und Selbstausbeutung als Signaturen einer neoliberal geprägten Gegenwart. Sie sind von äußerst genauen Beobachtungen wie von sprachlich evozierter, entblößender Intensität geprägt.
Drei öffentliche Vorträge wird Kathrin Röggla im Rahmen der Poetikdozentur für Dramatik im Juni 2014 halten, von denen ebenso rasante wie intellektuell scharfe Reflektionen über Politik und das Theater sowie über die Sprache in der Gesellschaft und auf dem Theater zu erwarten sind.
Kathrin Röggla (c) J. Bauer
Hintergrund
Als erste Universität des deutschsprachigen Raumes hat die Universität des Saarlandes zum Wintersemester 2011/12 gemeinsam mit dem Saarländischen Staatstheater und der Landeshauptstadt Saarbrücken und der VHS Regionalverband Saarbrücken mit Unterstützung der VSE AG in Saarbrücken erstmals eine Poetik-Professur ausschließlich für Dramatik eingerichtet. Die im ersten Jahr von Rimini Protokoll gehaltenen Vorlesungen sind Ende 2012 unter dem Titel „ABCD. Saarbrücker Poetikvorlesungen“ im Verlag Theater der Zeit erschienen. Roland Schimmelpfennigs im Rahmen der 2. Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik 2013 gehaltenen Vorträge erscheinen im Februar 2014 unter dem Titel „Ja und Nein“ ebenfalls bei Theater der Zeit.
Termine
Die Vorträge werden im Saarländischen Staatstheater und im Festsaal des Saarbrücker Rathauses stattfinden. Der Eintritt ist frei. Parallel findet an der Universität des Saarlandes ein Seminar zum Werk Kathrin Rögglas statt, das ein Gespräch mit der Autorin und den Studierenden einschließt.
Mo 2.6. / Mo 15.6. / Mo 23.6. – jeweils um 20.00 Uhr
Mo 2.6. Eröffnungsvortrag (Saarländisches Staatstheater, Alte Feuerwache)
Mo 16.6. 2. Vortrag (Saarländisches Staatstheater , Alte Feuerwache)
Mo 23.6. 3. Vortrag (Saarbrücken, Festsaal des Rathauses)
Zu den Vorträgen (60 Min., anschließend Diskussion) sind alle Interessierten herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei.
Zusätzlich liest Kathrin Röggla am 15.6. um 20 Uhr in der sparte 4 aus ihrem Werk.
Ansprechpartner:
Dr. Johannes Birgfeld, Universität des Saarlandes, FR 4.1 Germanistik
j.birgfeld@mx.uni-saarland.de
Ursula Thinnes, Chefdramaturgin Saarländisches Staatstheater
u.thinnes@theater-saarbruecken.de